Es war im Januar 1898, als man gleichzeitig an zehn Stellen im Kahlgrund begann, die Gleise der heutigen Kahlgrundbahn zu errichten. 125 Jahre ist es nun her und die KVG (zuvor „Kahlgrund-Eisenbahn AG“), welche heute die Strecke betreibt, hat in Schöllkrippen ihr denkwürdiges und jubilares Alter zünftig gefeiert. Das Fest „125 Jahre Kahlgrundbahn/KVG“ wurde zudem von den geheimen Bahnräten Doncolor zu Poppenreuth und Hasso Rittmeister von Stürmisch begleitet, die die Festivitäten zum Anlass nahmen, die Abordnung der Unikornischen Staatsbahn auf den Geleisen der Elsavatalbahn willkommen zu heißen. Zudem begrüßten die geheimen Bahnräte Manfred von der Technischen Hochschule Mittelhessen und Lutz-Werner von den Eisenbahnfreunden Kahlgrund e.V. Das Kamerateam von Pink Unicorn TV hielt den Event fest, das Video wird hier in Kürze zu sehen sein.
125 Jahre Bahngeschichte und ein Ort im Aufruhr
Was im Jahr 1898 begann, war nicht nur ingenieurtechnisch eine Meisterleistung. Die Baumaßnahmen wurden bewusst noch im damaligen Winter begonnen, um damit den Bewohnern des Kahlgrunds Arbeit zu geben. Anspruchsvoll und gefährlich waren die Arbeiten zudem. An fünf Stellen wurde das Gestein für die Aufschüttung des Bahnkörpers mittels Sprengungen aus Felswänden gewonnen. Die Bauzeit für die Kahlgrundbahn war extrem kurz. Sie dauerte nur zehn Monate. Daran könnte sich so manches Bauprojekt in der Gegenwart ein Beispiel nehmen.
Im Oktober 1898 erfolgte die landespolizeiliche Abnahme des Baus. Die Einweihung hatte über die gesamte Region hinweg große Bedeutung. Entsprechend wurde sie gefeiert. Festlichster Fahnenschmuck – so weit das Auge reichte – zierte den Kahlgrund. Und der Eröffnungszug wurde an jedem Bahnhof auf das Herzlichste begrüßt.
Die sehr nebenbahnigen Damen „Kahl“ und „Alzenau“
Wer einmal am Bahnsteig eines Bahnhofs in einer Großstadt stand und den Blick umher schweifen ließ, der hat aufgenommen, dass „Eisenbahn“ stets in großen Zahlen daherkommt. Und am Festtag der Kahlgrundbahn am vergangenen Samstag waren so etwa fünf bis sechs Triebwagen der „Bembel“ zu sehen, daneben noch so manch anderes Großgerät. Wenn man sich jetzt fragt, wie denn im Jahre 1898 der Fuhrpark ausgesehen haben mochte, kommt man schnell ins Grübeln und sieht vor dem geistigen Auge schnell ein Betriebswerk mit einem Dutzend Schnauferln à la bayerischer T3. Doch weit gefehlt.
Im Jahre 1898 bestand der hochwohllöbliche Fuhrpark aus den beiden Lokomotiven „Kahl“ und „Alzenau“. Die beiden waren auch nicht mal C-Kuppler, geschweige denn Größeres. Schlichte Zweikuppler von der Maschinenfabrik Krauss standen auf den Geleisen. Mit den Betriebsnummern 1 und 2 verkündeten sie den Beginn einer neuen Ära im Kahlgrund. Der Wagenbestand war ebenfalls übersichtlich.
- Ein Personenwagen BCi
- Fünf Personenwagen Ci
- Ein Pack- und Postwagen PwPost
Doch es dauerte nicht lange, bis im darauffolgenden Jahr bereits die nächsten Personenwagen Ci folgten. Zehn Stück sollten es werden, die allesamt stolz die Nummern 1 bis 10 trugen. Die Güterwägen waren ebenfalls überschaubar.
- 15 Klappdeckelwagen (für Kalktransport)
- 8 offene Güterwagen
- 3 gedeckte Güterwagen
Alle Wagen hatten eine Tragfähigkeit von nur 10t. Doch im täglichen Fahrbetrieb gelangten stets auch Wagen der Staatsbahn auf die Geleise der Kahlgrundbahn.
„Ja, mir haben sie die Haare nicht schlecht geschoren.“
So soll sich der Ingenieur Hermann Christner aus Hanau geäußert haben, als man ihm dankte. Er errichtete damals die Kahlgrundbahn. Die Bausumme von 1.655.322,- Mark war schon zu damaligen Zeiten ein sehr bedeutsamer Betrag, den die 25,6 km Geleise verschlangen. Dass der Lokschuppen in Schöllkrippen bei nur zwei Lokomotiven vier Stände aufwies, darf man gewiss dem sicheren Blick Ingenieur Hermann Christner aus Hanau für die Prosperität in der Zukunft zuschreiben.
Das Video zum Event
Wer von euch beim Festtag dabei war, wird beobachtet haben, dass unser Kamerateam vor Ort war und Event und Exponate einfing. Das Video wird in den nächsten Tagen erscheinen und hier bekannt gegeben. Schaut also wieder rein, um die Ersten zu sein, die es sehen. Bis dahin bitten wir um etwas Geduld. Am Schneidetisch wird bereits gewerkelt.
Das nachfolgende Foto vom Fest „125 Jahre Kahlgrundbahn/KVG“ zeigt, wie groß der Andrang alleine in der Halle „Modellbahn“ war. Und das lag gewiss nicht am Eisstand, der sich dankenswerterweise am Eingang aufgebaut hatte. Meinereiner hatte zwei Enkelsöhne mitgebracht, für die das 125-Jahr-Fest ein wahrer Ort der Freude war. Die Fahrt mit dem historischen Bus, die Feuerwehr, das Klettern auf dem Rottenkraftwagen und naaaaaaatürlich die Halle Modellbahn ließen die Enkelherzen höher schlagen. Mein Weib Sturmine füllte die Omarolle in Perfektion aus und führte die Enkelz in Perfektion aus und führte die beiden von Highlight zu Currywurst zu Highlight. Warum die beiden die meiste Zeit in der Halle „Modellbahn“ verbrachten, kann ich mir allerdings nicht erklären…
Unikornische Staatsbahn trifft Elsavatalbahn
Der Staatsbesuch der Unikornischen Staatsbahn (USB) in Anwesenheit des geheimen Bahnrats Hasso Rittmeister von Stürmisch war ganz klar eines der Highlights des Festes „125 Jahre Kahlgrundbahn/KVG“. Bahnrat Doncolor zu Poppenreuth der Elsavatalbahn war höchstpersönlich zugegen und begrüßte die Abordnung der USB aus dem fernen Shturmigrad. Unikornische Flaggen und jene der Elsavatalbahn wehten an allen Fahnenmasten.
Doncolor hatte in der Halle das Modul „Bahnhof Eschau-Mönchberg“ nebst einigen Streckenmodulen seiner Modulanlage „Die Elsavatalbahn“ aufgestellt. Die Baureihe 64 305-6 (Märklin 39643) versah fleißig den Streckendienst vor einem Güterzug mit Personenbeförderung (GmP), der aus zwei Garnituren Umbauwagen nebst einem gedeckten Güterwagen bestand. Abgelöst wurde sie ab und an von einer dreiteiligen Schienenbus-Garnitur, die eilige Fahrgäste von Heimbuchenthal nach Schippach oder noch weiter nach Obernburg-Elsenfeld brachte.
Ach ja, eine kleine rote Köf war die dritte im Bunde, die fleissigst den ländlich geprägten Rangierdienst versah. Es gab auch mindestens sieben Güterwägen, die regelmäßig von Gleis zu Gleis und von und an die Laderampe verschubt werden mussten.
Die nachfolgenden Fotos geben einen kleinen Vorgeschmack auf das Video vom Fest „125 Jahre Kahlgrundbahn/KVG“, das ausgiebigst den Rangier- und Fahrbetrieb zeigen wird. Insbesondere die drei anwesenden Personenzüge der Unikornischen Staatsbahn sind im Video zu sehen. Man bittet um Beachtung.
4x Modellbahnschau in Schöllkrippen
Vier Modellbahnanlagen erwarteten die Gäste des Festes „125 Jahre Kahlgrundbahn/KVG“.
- Die Modellbahnanlage Kahlgrundbahn der Eisenbahnfreunde Kahlgrund
- Die herrliche Modellbahn mit eingleisiger Hauptstrecke von Michael, die durch eine wunderbare Landschaft führt
- Eine anheimelnde Winteranlage mit Triebwagenbetrieb
- Eine faszinierende (obergeile) Spur 1 Anlage
Jede der vier Anlagen hat mich derart fasziniert, dass ich sie in eigenen Artikeln mit Fotostrecken beschreibe. Hier aber kurz eine kleine Fotostrecke zum Ankobern.
Der Bahnhof Alzenau
… hatte es mir angetan. Die Nachbildung des Güterschuppens des Bahnhofs Alzenau in Unterfranken auf der Modellbahnanlage „Die Kahlgrundbahn“ der „Eisenbahnfreunde Kahlgrund“ faszinierte mich so sehr, dass ich meinen Ausflug nach Schöllkrippen nutzte, der fränkischen Stadt Alzenau einen Besuch abstattete. „Wilmundsheim“ hießt Alzenau, als sie im Jahr 950 in einer Königsurkunde erwähnt wird. Damals erhielt sie vom Kaiser volle Freiheit in Form der Stadtrechte und Marktrechte – von denen Wilmundsheim zunächst jedoch keinen Gebrauch macht. Das Freigericht entsteht.
Mein Weg führte mich an den ehemals prachtvollen Bahnhof, von dem nicht mehr viel übrig ist. Auf der Modellbahnanlage der Eisenbahnfreunde wirkt der Bahnhof sehr belebt und geschäftig, eine Spedition scheint in Nachbarschaft zum Bahnhof zu liegen. Heute steht dort eine eher langweilige Wohnsiedlung, jedoch sind die drei Bahngleise noch erhalten, wenn auch das eine Stumpfgleis an der Bahnhofsausfahrt gen Kahl fehlt.
Heute ist Alzenau nur ein Haltepunkt der Regionalbahn. Ein Bahnhofsgebäude braucht es nicht mehr, ein Fahrkartenautomat hat die Schalter im Empfangsgebäude entvölkert und der Fahrdienstleiter mit Schirmmütze und Trillerpfeife wird per Knopfdruck aus dem fernen Stellwerk überflüssig gemacht. Aaaaaaah, das Herz schmerzt schon ein wenig. Eisenbahnstimmung kommt auch von den vielen Menschen im Dienste der Bahngesellschaften – vom Beschäftigungsaspekt mal ganz abgesehen.
Der Güterschuppen ist nur noch ein Gespenst, mit Graffiti (nicht einmal eine schöne!) beschmiert und in tristen Farben. Das in herrlich warmem Gelb erstrahlende Gebäude auf der Anlage der Eisenbahnfreunde lässt da jedes Herz wesentlich höher hüpfen und lässt uns an die glorreichen Zeiten der Eisenbahn zurückdenken, wo die damalige Bundesbahn noch nicht von der Automobillobby zerstört war.
Ja, nach der schmerzhaften Erfahrung des Anblicks hatte ich überlegt, ob ich hier Fotos einfließen lassen sollte. Na, ich machs jetzt doch. Ein bisle Charme hat der Bahnhof doch. Wenn man ihn ehrfürchtig umschleicht spürt man noch einen Hauch von damals. Deswegen gibt es heute auch nur drei Fotos und demnächst einen größeren Foto-Bericht vom Bahnhof Alzenau in Unterfranken.
„L’arte della Padella am Markt in Dieburg“: Finale Furioso
Ja, wie lässt man einen derart bedeutenden Tag angemessen ausklingen? Da bietet sich in Franken natürlich stets die kulinarische Variante an, der man sich als Mensch nur sehr schwer entziehen kann. Und so kam es denn auch, doch man überschritt dabei die Landesgrenzen ins benachbarte Hessen. In Dieburg hatte man schon vor Jahr und Tag einen Kulinariktempel ausgekundschaftet und für würdig befunden.
Das L’arte della Padella am Markt in Dieburg liegt etwas versteckt in der Schlossgasse, ist einen Besuch wert. Das entspannende mediterrane Ambiente alleine wären ein guter Grund für einen Besuch. Doch auch die Küche versteht sich aufs Trefflichste auf das Zubereiten von Genüssen für Gaumen und Auge. Hier ein paar Eindrücke.
So viel für heute.
Euch ne gute Zeit!
Sturmi
1 Kommentar
Toller Bericht 🙂
war eine schöne Zeit mit interessanten Begegnungen.