Wer glaubt, dass wüstentaugliche PS-Boliden schon immer in Paris gestartet sind, um pfeilschnell und mit dem breitreifigen Hintern wippend an verdutzten Kamelen vorüberzuschießen, der irrt. Ich weiß auch gar nicht, wie die vielen Journalisten und Reporter der Boulevardpresse diesem Irrtum aufsitzen konnten. Tatsache ist jedoch, dass der berühmte Rallye-Raid-Wettbewerb, der als die bedeutendste Langstrecken- und Wüstenrallye der Welt gilt, im Unikornisch-rheinhessischen Mommenheim (Insider nennen es liebevoll „Mummerum“) startet.
Wie Timo die Rallye Mommenheim-Dakar startet
In einer echten Männerbrust schlagen viele Herzen. In Timos Brust ist das nicht anders. Da schlägt ein Herz für die Modellbahn und Experten sagen, dass erst dies einen Mann ausmacht. Ich kenne viele, die das Gleiche sagen. Ich schließe mich dem an. Und da schlägt ein Herz für die Feuerwehr. Und eines für Wargaming in Unikornien. Und eben auch eines für den Motorsport. Der Hang von uns Männern zu Maschinen, Macht, Mäckes, Modellbahn, Mordor und Motoren (warum beginnen diese sieben Worte mit einem „M“? Weil es der erste Buchstaben des Wortes „Magie“ ist?) ist nicht erklärbar. Aber Tatsache. Ich werde das Gefühl nicht los, dass dies gottgewollt ist. Also soll man sich dem fügen. Und das tun wir jetzt mal.
Das Problem mit den vielen Herzen
Das Problem mit den sehr, sehr vielen Herzen in einer Männerbrust ist sehr, sehr vielschichtig.
- Es ist verdammt eng da drin!
Da passt einfach nix mehr rein. Bei manchen Weicheiern quetschen sich da ein paar Mädels rein. Aber eigentlich passt da nix mehr rein und es gehört auch nix mehr rein. Basta! - Es ist verdammt eng in der Wohnung!
Da passt einfach nix mehr rein. Links im Wohnzimmerschrank stehen die Panzer. Rechts im Wohnzimmerschrank stehen die Lokomotiven. In den Schubladen in der Mitte des Wohnzimmerschranks liegen die Güterwägen. Oben auf dem Wohnzimmerschrank liegen die Personenwägen. Auf dem Kühlschrank stehen die ungebauten Bausätze. Im Kühlschrank liegt die angefangene „Bismarck“ im Maßstab 1:200 neben dem Mörser Karl im Maßstab 1:72. (Nur vorübergehend, weil grade nirgends Platz war. Ehrlich!) Im Schlafzimmer in der Vitrine links an der Wand steht die Sammlung Feuerwehrautos. Im Schlafzimmer in der Vitrine rechts an der Wand steht die Sammlung 40-Tonner-Sattelschlepper. Über dem Bett in den beiden großen Vitrinen stehen die wichtigsten Sport- und Rennwagen, die anderen sind noch in Schachteln in der Ecke rechts im Flur. Auf der Modellbahn im Eisenbahnzimmer steht der ICE 1, der ICE 2, der ICE 3 und der ICE 4. - Es ist verdammt eng im Terminkalender!
Da passt einfach nix mehr rein. Tagsüber von Montag bis Freitag muss man zur Arbeit. Montag Abend ist Wargaming-Tag. Dienstag Abend kommen die Neuheiten von Trix auf YouTube dran. Mittwoch Abend ist Modellbahnerstammtisch im Sportlerheim. Donnerstag Abend ist Treffen angesagt mit den Kumpels, da geht’s mit dem Auto rüber zu Paul und Mario. Freitag Abend ist Einkauf (dringend) nötig und danach muss das Bahnhofsgebäude fertig werden. Samstag ist Fahrtag beim Modelleisenbahnclub. Und Sonntag muss Gleis 4 geschottert und der Schlauchturm an der Feuerwache verputzt werden. Das könnte bis Elf fertig werden, aber dann muss man pennen, denn Montag geht’s schon wieder um fünf raus. - Es ist verdammt eng in der Portokasse!
Da passt einfach nix mehr rein. Oder genauer: nix mehr raus. Mit den Trix und Piko Neuheiten 2021 war man ja jetzt grade im Februar durch. Und für die Köf hat’s dann auch noch gereicht. Aber dann. Dann kam von Herpa noch der Mercedes-Benz Sprinter Bus MTW der Feuerwehr Stuttgart mit Blaulicht quer. Auch nen Dreissiger wech. Und die Jungs von Rietze sind auch voll fies und bringen den Mercedes-Benz Atego mit Drehleiter der Feuerwehr Remseck am Neckar als Blaulichtmodell. Nochen Dreissiger wech. Und Kfz-Steuer liegt auch noch an.
Da hat uns Männern die Natur schon Aufgaben auferlegt.
Der Timo: die professionelle Lösung eines echten Problems
Was tun, wenn das Herz nach Motorsport schreit, man aber grade beim Schottern von Gleis 4 dran ist und auf der Modellbahnplatte und im Zimmer nix verändert werden kann? Dann muss eine Lösung her. Und die ersann der Timo und ließ die Rallye Mommenheim-Dakar auf der Landstraße aufe Modellbahnplatte starten. Haaaah! In seinen Ohren brummen die Motoren, heulen auf. Und durch den Startschuss befreit, schießt der Bolide zum Horizont, der Wüstensonne entgegen!
Das Gefühl von Freiheit macht sich in der Brust von Timo breit. Ja, das hat er jetzt gebraucht. Und das musste sein. Und jetzt geht’s ihm besser.
Gleis 4 kriegt jetzt wieder ein wenig Schotter. Und am Schlauchturm der Feuerwache Mittenstadt wird wieder verputzt. Das Gefühl von Freiheit muss ab und an sein. Aufheulende Motoren helfen da, das Tier in Dir rauszulassen.
Bis zum nächsten Mal.
Stay tuned!
Sturmi