Diesellokomotive Baureihe DH 500 Ca „Thyssen 2“ Henschel No. 29963, Epoche IV – so heißt der kleine blaue Knubbel auf dem Titelbild ganz unscheinbar. Bei ade habe ich die entdeckt – und auf der Anlage „Spessartrampe“ der Eisenbahnfeunde Kahlgrund. Ist schon ein goldiges Schnauferl, auch ohne Dampf.
Was nehmen wir denn so wahr, wenn wir zur Modellbahnschau gehen?
Also immer die großen fetten Züge. Endlos lange Güterzüge. Endlos lange D-Züge, TEE, Intercity, ICE und was es da noch so alles gibt. Aber dann zockelt so ne kleine Rangierlok auf einem Nebengleis über die Bildfläche, müht sich ab, unsere Aufmerksamkeit einzufangen und schon kommt wieder ein langer Ganzzug durchgepoltert und vorbei ist es und alle Mühe war umsonst.
Ganz umsonst? Nein! Wir Modellbahner mit ganz viel Herz, wir haben die Kleine schon längst entdeckt und in unser Herz geschlossen. Und unsere Augen gehören nur ihr. Zwo Güterwagen zieht sie. Viel mehr geht sicher auch nicht. Ihre kleinen Beinchen sind so zerbrechlich („ade“ liefert da ein sehr filigranes Modell aus) Da hat man richtig Angst, sie tut sich was, wenn sie die schweren Wägen übers Gleis zieht. Das lässt sie aber nicht auf sich sitzen und legt sich ins Zeug, denn es soll keiner merken, dass sie paar PS weniger unter der Haube hat, wie ihre großen Schwestern.
Aber das müsste sie gar nicht. Wir mögen sie, wie sie ist. Hach ja.
Zickenterror: wenn die große Schwester vordrängelt – und auf die Fresse fliegt!
Ja, das hat man gerne. Da geht man friedlich seines Weges und dann kommt von links die große Schwester angeschossen und drängelt vor. Das macht die immer! Die hat voll nen Hau. Ja, und dann passiert’s.
Mit ihrer Kupplung verheddert sie sich an ’ner Bahnschwelle auf der Weiche oder so. Ja, manchmal hat das Schicksal ein Einsehen und es gibt eine Gerechtigkeit. Jedenfalls musste sie dann vom Gleis gefischt werden. Und sie hat mächtig doof dreingeschaut. Voll peinlich war ihr das.
Kleine DHG 500 Loks haben es schwer. Erst kämpfen sie um die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Dann werden sie aus dem Rampenlicht gedrängt. Nur gut, dass sie fest in unserem Herzen sitzen, die kleinen blauen Knubbels.
Wenn ich überlege, dass dies das vorbildgerechte Modell der DHG 500 ist, die ja auch von Märklin seit Jahren angeboten wird – doch in völlig anderer Form… Ich packe die kleine DHG 500 sofort auf meine Wunschliste für Ostern und Weihnachten.
Industrieanschlüsse und Konsorten
Eine Modellbahnanlage in der Größe der Anlage „Spessartrampe“ hat nun gewiss ausreichend Platz für ein paar Gleisanschlüsse für Industriebetriebe. Die gibt es ja schon auf kleinsten Tischanlagen. Und da muss es die hier auch geben. Sollte man denken.
Dennoch ist es am Bahnhof Laufach nur ein Industriebetrieb geworden, der den Weg auf die Modellbahnanlage gefunden hat. Immerhin hat man ihm reichlich Areal zugeteilt. Da kann so manche Werkshalle errichtet werden. Und der Gleisanschluss liegt auch schon und die emsige DHG 500 verrichtet bereits den Rangierdienst und pendelt zwischen dem Bahnhof Laufach und dem Anschlussgleis auf dem Werksgelände.
Der Lokschuppen, Heimat der Schubloks
Zwei E-Lok der Baureihe 151 stehen im Bahnhof Laufach zum Nachdrücken bereit. Die Hauptverkehrsstrecke der Deutschen Bahn hat seit gut 100 Jahren diese eisenbahntechnische Besonderheit: nämlich den Nachschiebebtrieb auf die höchsten Höhen des Spessart.
Auf dem verhältnismäßig kurzen Stück zwischen Laufach und Heigenbrücken werden auf nur 5,4 km Streckenlänge ziemlich genau 100 Höhenmeter (Steigung: 22 Promille) überwunden. Schwere Güterzüge schaffen das nicht aus eigener Kraft. Ihnen steht eine von zwei E-Lok der Baureihe 151 mit 8.000 PS zur Seite.
Haar in der Suppe: diese für Eisenbahnfreunde so spannende Betriebssituation endet 2017. Dann nämlich sollte der Nachschiebedienst der Geschichte angehören.
Eine Neubaustrecke ging in Betrieb, die eine Steigung von lediglich 12,5 Promille aufwies. Und 12,5 Promille Steigung schaffen Güterzüge ohne Unterstützung.
Der elektrische Schubbetrieb auf der Spessartrampe
Am 26. August 1957 begann der elektrische Betrieb auf der Spessartrampe. Es begann mit Lokomotiven der Baureihe E 50 (spätere Baureihe 150), welche im Schiebebetrieb eingesetzt wurden. Ihnen folgten alsbald E-Lok der Baureihe E 94.2 (die spätere Baureihe 194.5). Ab Herbst 1987 gewann die Baureihe E 50 auf der Spessartrampe die Oberhand und bediente die Strecke bis etwa 2003. Nachfolger wurde dann die Baureihe 151 im Schiebebetrieb: es waren die beiden Loks 151 032 (verkehrsrot) und 151 049 (grün).
Geschobene Züge hatten eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Für sehr schwere Zügen mit bis zu 3600 Tonnen Gewicht wurde sogar mit zwei Schiebelokomotiven nachgeschoben. Anfangs kam es dabei zu Problemen bei der Stromversorgung, so dass es auf dem Gegengleis zu Einschränkungen im Betrieb kam.
Am 15. Juni 2017 fuhr der letzte Güterzug über die Spessartrampe. Es schoben 151 012 (verkehrsrot) und 151 164 (verkehrsrot).
Die Mittelweserbahn mischt im Spessart mit
Von der Mittelweserbahn kam von 2004 bis 2012 die Schiebelokomotive 1020 041 (ex Österreichische Bundesbahnen / ÖBB) nach Laufach. Die ließ die Tradition der Baureihe 194 in Laufach wieder aufleben.
Für uns Modellbahner gibt die MWB-Baureihe 194 einen kräftigen Farbtupfer hinzu. Das Blau der Lokomotive bringt angenehme Abwechslung in den Fuhrpark. Und Exotisches lieben wir ja alle ohnehin.
Großer Zirkus
Findet ein Zirkus Beachtung, wenn mächtiger Fahrbetrieb geboten wird? Ich weiß es nicht. Bei mir jedenfalls zog der Zirkus Aufmerksamkeit auf sich. Weiße Tiger, große Elefanten und Artistik von Weltruf, so habe ich es wahrgenommen.