Modellbahnanlage Darmstadt 1846: „Centralbahnhof Darmstadt“ der Main-Neckar-Bahn

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Der „Centralbahnhof Darmstadt“ der Main-Neckar-Bahn ist ein besonders schönes Anlagenthema, das ich bei meinem Besuch des Eisenbahnmuseums Darmstadt-Kranichstein in der Umsetzung in Spurweite H0 vorfand. Aus der Zeit, als die Lokomotiven das Schnaufen lernten, gemächlich und doch geschäftig. Eine Zeit des Aufbruchs und Umbruchs. Und nur aus heutiger Sicht kann man die damalige Eisenbahntechnik als „oldschool“ abtun. Damals war es „Rocket Science“ und die ersten Eisenbahngesellschaften erlebten eine fulminante Zeit des Aufstiegs in Wirtschaft und Börse, wie man es heute nur von den Techs kennt.

Der „Centralbahnhof Darmstadt“ der Main-Neckar-Bahn im Maßstab 1:87

„Kann man diese sehr bewegte Zeit des Aufbruchs auf einer Modellbahnanlage einfangen?“ Damals wollte ja ein jeder dabei sein, hatte man den Nutzen erst erkannt. Nur wenige Zögerliche versperrten sich der Technik. Es war ein Sog und die Geschwindigkeit der Verbreitung der Eisenbahn in Deutschland nahm rasch zu.

Ich finde, „Ja, man kann!“. Der Bahnhof war vielerorts ein Ort, den man aufsuchte, um diese Stimmung zu riechen, sich im Umfeld des Neuen zu zeigen, von anderen dort wahrgenommen zu werden. Und das ist der „Modellbahnanlage Darmstadt 1846“ sehr wohl gelungen. Die Figuren auf der Anlage drücken es für mich aus. Sehr festlich gibt man sich dort, was kein Alltag war. An den beiden Kopfenden der Modellbahnanlage wird man ein Stück Umland gewahr, das weniger für Festlichkeit sondern mehr für einen bescheidenen Lebensalltag steht. Da sticht der befrackte Besucher im Bahnhof schon deutlich ab.

Ach ja: alle Fotos kann man durch Anklicken vergrößern.

Fast schon mondän

Vor dem Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs zu Darmstadt geht es vornehm zu.

Vor dem Empfangsgebäude des Hauptbahnhofs zu Darmstadt geht es vornehm zu.

Auch bei dieser Darbietung finden sich Akteure wie Zuschauer wohl gekleidet wieder.

Auch bei dieser Darbietung finden sich Akteure wie Zuschauer wohl gekleidet wieder.

Auch im nahen Biergarten des Gasthauses "Zur Eisenbahn" trägt man Chapeau.

Auch im nahen Biergarten des Gasthauses „Zur Eisenbahn“ trägt man Chapeau.

Der Alltag im Umland

Der Güterumschlag an der Rampe am Centralbahnhof Darmstadt war beschwerlich.

Der Güterumschlag an der Rampe am Centralbahnhof Darmstadt war beschwerlich.

Viel Muskelarbeit auch hier in diesem ländlichen Betrieb.

Viel Muskelarbeit auch hier in diesem ländlichen Betrieb.

Auf den Feldern wurde noch von Hand gearbeitet. Traktoren und Erntemaschinen gab es nicht: alles hatte Vornamen und zwei Beine!

Auf den Feldern wurde noch von Hand gearbeitet. Traktoren und Erntemaschinen gab es nicht: alles hatte Vornamen und zwei Beine!

Die Droschken stehen am Centralbahnhof Darmstadt bereits im Jahr 1846 bereit, die hochwohllöblichen Fahrgäste nach Hause zu chauffieren.

Die Droschken stehen am Centralbahnhof Darmstadt bereits im Jahr 1846 bereit, die hochwohllöblichen Fahrgäste nach Hause zu chauffieren.

 

Von Drehscheiben und Schiebebühnen

„Wie muss man sich den Bahnhof von 1894 vorstellen?“ – eine Frage, auf die viele Eisenbahnenthusiasten nicht sofort eine Antwort wissen. Was war es, das das Flair eines solchen Bahnhofs ausmachte? Sind es die Länderbahnlokomotiven und -waggons? Sind es die kurzen Gleislängen? Die minimalistischen Bahnsteige?

Gegenüber dem Empfangsgebäude des Centralbahnhof Darmstadt wurden Waggons per Schiebebühne in große Hallen verschubt.

Gegenüber dem Empfangsgebäude des Centralbahnhof Darmstadt wurden Waggons per Schiebebühne in große Hallen verschubt.

Hallen mit endlos vielen Ständen und Zuführungsgleisen nahmen offenbar Güterwägen auf.

Hallen mit endlos vielen Ständen und Zuführungsgleisen nahmen offenbar Güterwägen auf.

 

Viel Handarbeit bei der Eisenbahn

Nun – ich kann nur für mich sprechen. Tatsächlich konnte ich es nicht benennen. Die Frage kam bei mir sehr plötzlich auf, als ich die Modellbahnanlage vor mir sah. Sofort stachen mir die schier endlosen Hallen bzw. Schuppen ins Auge, welche durch ein verschachteltes System von Drehscheiben und Schiebebühnen verbunden waren.

Offensichtlich brachte man eine Vielzahl von Waggons in Hallen unter, welche man per Schiebebühne auf das entsprechende Gleis verschubte und dann in die Halle schob. Ob die Halle nur Unterkunft oder Lager war, konnte ich mir nicht erschließen. Später dann entdeckte ich auf einer Tafel den Hinweis auf den Verwendungszweck: es handelt sich um einen Lokschuppen mit Werkstatt sowie ein Wagenwerk und Anlagen zur Unterhaltung der Fahrzeuge.

Es war jedoch nicht ganz so wichtig. Das Gesamtbild der Hallen, Drehscheiben und Schiebebühnen bildete einen solchen Gegensatz zur heutigen Bahn, dass es sofort meinen Blick dauerhaft einfing.

Ein klitzekleiner offener Güterwagen auf riesiger Schiebebühne.

Ein klitzekleiner offener Güterwagen auf riesiger Schiebebühne.

Eine edle Lokomotive in Bildmitte auf der Drehscheibe und vielerlei Güterwägen vor den Schuppen.

Eine edle Lokomotive in Bildmitte auf der Drehscheibe und vielerlei Güterwägen vor den Schuppen.

An der Bahnhofsausfahrt noch eine Schiebebühne, wohl um Güterwägen von einem Gleis aufs andere Gleis umzusetzen.

An der Bahnhofsausfahrt noch eine Schiebebühne, wohl um Güterwägen von einem Gleis aufs andere Gleis umzusetzen.

Hier waren die Abstellgleise und eventuell die Schuppen an der Schiebebühne noch im Bau.

Hier waren die Abstellgleise und eventuell die Schuppen an der Schiebebühne noch im Bau.

 

Waren die Menschen 1846 anders?

Ich begann mir das Gesehene zu erschließen und vor meinem geistigen Auge sah ich plötzlich Menschen aus der Zeit dort hantieren. Ich stellte für mich fest, dass damals sehr viel mehr Menschen am Produktionsprozess beteiligt gewesen sein mussten als heute. Und es waren sicher viele Arbeitsplätze für Ungelernte und Menschen mit niedrigem Ausbildungsstand dabei. Das war sicher keine schlechte Sache.

Ich blickte auch in die Gesichter der geschäftigen Menschen und entdeckte zu meinem Erstaunen viel Bekanntes. Waren die Menschen damals wirklich so verschieden?

Ein Tagelöhner trottete damals sicher per pedes nach Hause, wo er sich heute von den Öffis chauffieren lässt oder in sein Auto einsteigt.

Die Anstrengung der Arbeit entdecke ich in den Gesichtern von damals. Dort, wo heute ein angestrengter Blick aufs Handy fällt, weil grade mal wieder der Akku leer ist. Wer hat es nun wirklich schwerer? Wer war nun glücklicher?

Ist das nicht originell? Die Drehscheibe zum Zuführen der Güterwägen an die Laderampe.

Ist das nicht originell? Die Drehscheibe zum Zuführen der Güterwägen an die Laderampe.

Das senkrecht abstehende Abstellgleis wirkt auf mich schon oberschräg. Aber damals gehörte es dazu!

Das senkrecht abstehende Abstellgleis wirkt auf mich schon oberschräg. Aber damals gehörte es dazu!

Die Modellbahnanlage

Die Modellbahnanlage des Centralbahnhof Darmstadt ist auch von den Ausmaßen her interessant. Das Bild rechts verdeutlicht das. Sicher nimmt der Hauptbahnhof den größten Teil der Anlage ein. Doch auch die Kopfenden der Anlage mit einem Stück „Großherzogtum Hessen“.

Letztere sind sehr schön ausgestaltet, zeigen beschauliches Landleben und geben den aus dem Centralbahnhof Darmstadt ausfahrenden Zügen eine herrliche Kulisse. Sowohl Richtung Darmstadt-Eberstadt und Bickenbach gen Heidelberg als auch im Norden über Arheilgen und Erzhausen ins ferne Frankfurt am Main.

Die Rheinstraße

Der Rheinstraße in Darmstadt wurde ebenfalls ein Abschnitt auf der Modellbahnanlage gewidmet. Einerseits ist das klar, weil die Geleise eben die Rheinstraße querten. Andererseits besticht dieser Anlagenabschnitt, weil er ein Stück des damaligen Zeitgeistes wiedertgibt.

Die Baumreihen sind heute verschwunden und wo einst die Kutschen fuhren, verbindet heute die Straßenbahn den neuen Bahnhof mit dem Ludwigsplatz. Der „Neue“ Bahnhof? Ja, genau. Der Centralbahnhof Darmstadt wurde ursprünglich an anderer Stelle errichtet: am heutigen Steubenplatz. Dort wurde er auch am 1. Juni 1846 eröffnet. Der heutige Bahnhof wurde sehr viel später, im Jahr 1912 eröffnet.

Die Fahrzeuge auf der Main-Neckar-Bahn

„Vorbeieilen“ ist allerdings übertrieben. Das am Fahrpult agierende Vereinsmitglied war sehr darauf bedacht, die Geschwindigkeit der Züge niedrig zu halten. Vielleicht war dies mit ein Grund, warum die gesamte Anlage so stimmig wirkte.

Noch ein paar Schnappschüsse gefällig?

Oft sind es ja die kleinen Motive, die man so unerwartet vor die Linse bekommt. Und die man nachher nicht mehr aus dem Kopf bekommt, weil sie einen einfangen und nimmer mehr loslassen wollen. Ja, so erging es mir ebenfalls. Hier meine kleine Sammlung an Bildern, die für mich Geschichten erzählen.

Wer die Modellbahn mal live sehen möchte: Hier geht es zur Webseite des Museums.

Kürbisse im Garten am haus vor den Toren von Darmstadt.

Kürbisse im Garten am haus vor den Toren von Darmstadt.

Hier wird vom Militär Dressur geritten.

Hier wird vom Militär Dressur geritten.

Ja, der Eintritt ist frei. Das lädt ein. Aber man hat unmittelbar das Bedürfnis, etwas zu geben. Dazu findet man unweit ein magisches Behältnis aufgestellt.

Ja, der Eintritt ist frei. Das lädt ein. Aber man hat unmittelbar das Bedürfnis, etwas zu geben. Dazu findet man unweit ein magisches Behältnis aufgestellt.

Und wieder ein Gemüsegarten. Echt Bio, das war früher der Standard.

Und wieder ein Gemüsegarten. Echt Bio, das war früher der Standard.

Die Feuerwehr verzaubert alle Modellbahner. Diese hier aus Kaisers Zeiten erst recht.

Die Feuerwehr verzaubert alle Modellbahner. Diese hier aus Kaisers Zeiten erst recht.

Es sind die Ballen. Was mag darinnen sein? Stoffe, Stroh, Leder? Früchte aus fernen Ländern?

Es sind die Ballen. Was mag darinnen sein? Stoffe, Stroh, Leder? Früchte aus fernen Ländern?

Pferde, Pferde und nochmal Pferde. Was heute im Urlaub passiert und im Alltag nur wenigen vorbehalten ist, war im Jahr 1846 die Triebfeder.

Pferde, Pferde und nochmal Pferde. Was heute im Urlaub passiert und im Alltag nur wenigen vorbehalten ist, war im Jahr 1846 die Triebfeder.

Die Metzgerei - ob sie wohl ein reales Vorbild hat?

Die Metzgerei – ob sie wohl ein reales Vorbild hat?

Nicht im Bild: die Gulaschkanone ist mit von der Partie.

Nicht im Bild: die Gulaschkanone ist mit von der Partie.

Es ist für einen sehr, sehr guten Zweck und ich habe nicht gezögert, dem Scheinchen für angenehme Gesellschaft zu sorgen.

Es ist für einen sehr, sehr guten Zweck und ich habe nicht gezögert, dem Scheinchen für angenehme Gesellschaft zu sorgen.

Holzwirtschaft im Wald und mit Sägewerk.

Holzwirtschaft im Wald und mit Sägewerk.

Die Szene an der Laderampe hat mich tatsächlich eingefangen.

Die Szene an der Laderampe hat mich tatsächlich eingefangen.

Ein Park zum Flanieren und Träumen.

Ein Park zum Flanieren und Träumen.

Ja, und zuguterletzt kehren wir wieder ein in dieser Ausflugsrestauration. Ein Helles, bitte sehr. Wohl bekomms!

Ja, und zuguterletzt kehren wir wieder ein in dieser Ausflugsrestauration. Ein Helles, bitte sehr. Wohl bekomms!

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Modellbahner, Spielbahner, Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler, und so einiges mehr. Hier auf Nietenzähler.de posaunt er seine gute Laune und seine Freude mit der Modellbahn in all ihren Schattierungen in die digitale Welt hinaus.

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