Preussische G8 „4981 Mainz“

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Nein, das auf dem Titelbild ist nicht die Preussische G8 „4981 Mainz“ in Kranichstein. Und Nein: die Bilder im Dunkel des Lokschuppens lassen die gleißende Sonne vermissen, die dem Schmuckstück gebührt. Mit meiner G8.2 habe ich dort ein wenig nachgelegt, wo es damals in Kranichstein etwas fehlte. Als Entschuldigung kann ich nur meine Begeisterung für die 4981 anführen…

Die preussische G8 „4981 Mainz“ in Darmstadt-Kranichstein

Die Lokomotive Nr. 4981 Mainz, die auf den Bildern zu sehen ist, ist in einem fahrbereiten Zustand erhalten geblieben. Und sie hat Geschiuchte und davon nicht zu knapp. Diese Dampflokomotive wurde im Jahr 1913 erbaut und spielte eine wichtige Rolle während des Ersten Weltkriegs. Sie wurde zum Bau der Bagdadbahn in die damalige Osmanische Türkei transportiert, um die Infrastruktur dieser wichtigen Verkehrsstrecke im Nahen Osten zu unterstützen.

Während ihres Einsatzes bei der Türkischen Staatseisenbahn (TCDD) trug die Lokomotive die Nummer 44.079. Sie diente dort jahrzehntelang und wurde leider nicht ganz so gut gewartet, was aber ihre Betriebsfähigkeit bewahrt hätte.

Im Jahr 1987 wurde die historisch wertvolle Lok daher auf eigenen Rädern nach Deutschland geschleppt. Dies war ein großer logistischer Aufwand, aber es war notwendig, um die Maschine vor Ort sorgfältig aufzuarbeiten und zu erhalten. In Deutschland angekommen, wurde die Lokomotive einer umfassenden Restaurierung unterzogen. Dabei wurde darauf geachtet, sie weitgehend in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.

Diese Arbeiten waren sehr aufwendig und beinhalteten unter anderem die Reparatur und Instandsetzung von mechanischen und technischen Bauteilen, die Erneuerung von Verschleißteilen sowie die behutsame Restaurierung von Lackierung und Beschriftung. Durch diese Maßnahmen konnte die historische Lok Nr. 4981 Mainz wieder in ihren früheren Glanz versetzt werden und ist nun ein beeindruckendes Beispiel für die Ingenieurskunst und die industrielle Entwicklung des frühen 20. Jahrhunderts.

Heute dient die Lokomotive als fahrbereites Ausstellungsstück und ist ein Anziehungspunkt für Eisenbahnfreunde und Technikinteressierte gleichermaßen. Sie steht nicht nur für die Geschichte der Eisenbahn, sondern auch für die internationalen Verflechtungen und die gemeinsame Geschichte von Deutschland und der Türkei.

Nicht umsonst blieben die Besucher an der G8 der Königlich Preussischen und Großherzoglich Hessischen Staatsbahn länger stehen.

Nicht umsonst blieben die Besucher an der G8 der Königlich Preussischen und Großherzoglich Hessischen Staatsbahn länger stehen.

Die "4981 Mainz" von vorne mit den filigranen Puffern.

Die „4981 Mainz“ von vorne mit den filigranen Puffern.

Mächtig schiebt die "4981 Mainz" hier nach vorne.

Mächtig schiebt die „4981 Mainz“ hier nach vorne.

Der Blick des Adlers

Wohin blickt der preussische Adler? Das preußisch-hessische Doppelwappen zeigt zwei Wappentiere: den preußischen Adler und den hessischen Löwen. Der preußische Adler blickt nach rechts, also heraldisch gesehen nach links, da die heraldische Rechte und Linke aus Sicht des Schildträgers beschrieben werden. Dieser Blick des Adlers hat historische und symbolische Bedeutung.

Historisch gesehen entstammt der preußische Adler dem Heiligen Römischen Reich, das ihn als Symbol des Reichsadlers verwendete. Der Reichsadler blickte traditionell nach rechts (heraldisch links), um die Vorwärtsbewegung und die Expansion des Reiches zu symbolisieren. Als das Heilige Römische Reich im Jahr 1806 aufgelöst wurde, übernahmen einige deutsche Staaten, darunter Preußen, den Adler als Teil ihres Wappens.

In Preußen wurde der Adler modifiziert, um den preußischen König und die preußische Monarchie zu repräsentieren. Der Blick des Adlers nach rechts symbolisiert hier einerseits die Kontinuität mit der Tradition des Heiligen Römischen Reiches und andererseits die zukunftsorientierte Haltung des preußischen Staates, der sich als fortschrittlich und expansionistisch verstand.

Der hessische Löwe im preußisch-hessischen Doppelwappen blickt ebenfalls nach rechts (heraldisch links). Die gemeinsame Blickrichtung der beiden Wappentiere repräsentiert die Einheit und Zusammenarbeit zwischen Preußen und Hessen innerhalb des Norddeutschen Bundes und später des Deutschen Reiches. Der preußisch-hessische Adler und Löwe sollten die gemeinsamen Werte, Ziele und Ambitionen der beiden Länder widerspiegeln, die trotz ihrer unterschiedlichen Traditionen und politischen Strukturen als Partner im Norddeutschen Bund und Deutschen Reich vereint waren.

So viel zur Theorie. Das Doppelwappen an der G8 zeigt es jedoch anders. Beide Wappentiere blicken sich an. Wie der Führer der Besuchergruppe uns erklärte, rührte der Wechsel der Blickrichtung daher, dass der Preussische Adler dem Hessischen Löwen bewusst in die Augen blicken sollte. Andernfalls könne man das Wappenbild als eine Flucht des Preussischen Adlers vor dem Hessischen Leu interpretieren – hätten damals die Herren der Staatsführung befürchtet. Ob tatsächlich jemand dem Doppelwappen am Führerstand der G8 je länger als ein paar Sekunden seine Aufmerksamkeit geschenkt hat, ist allerdings offen…

Der preussische Adler mit dem Blick zu "falschen" Seite

Der preussische Adler mit dem Blick zu „falschen“ Seite

Das Namensschild der "4981 Mainz"

Das Namensschild der „4981 Mainz“

Frontpartie der G8 "4981 Mainz"

Frontpartie der G8 „4981 Mainz“

Ein Detail: "Rauchroehrenueberhitzer Patent W. Schmidt"

Ein Detail: „Rauchroehrenueberhitzer Patent W. Schmidt“

Hoffen auf eine zweite Chance

… zum Schuss. Was der Jäger auf dem Hochstand tut, das muss bei mir die Couch hergeben. Ich hoffe, dass die G8 dereinst mal wieder draußen bei strahlendem Sonnenschein zu sehen sein wird. Dann werde ich da sein und das Titelbild austauschen…

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Modellbahner, Spielbahner, Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler, und so einiges mehr. Hier auf Nietenzähler.de posaunt er seine gute Laune und seine Freude mit der Modellbahn in all ihren Schattierungen in die digitale Welt hinaus.

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