„Wir wollen die Seehunde und Robben sehen!“ drang es an mein Ohr. Was macht man da als liebendes Opili? Natürlich den Wunsch sofort in die Tat umsetzen. So geschah es denn auch. Bei unserem Urlaub auf der Halbinsel Butjadingen (unser Lokschuppen stand in „Tossens“) planten wir eine Ausfahrt mit dem Kutter zu den Sandbänken im Watt der Nordsee ein. Dort, wo die 10.000 „Seehunde und Kegelrobben“ leben – genauer: faul rumliegen – mussten wir hin. Doch wie kommt da eine Feldbahn ins Spiel? Und wieso steht da sogar eine bestimmte, die Feldbahn-Lokomotive Diema FNr. 2589/1963, Typ DS30 in der Überschrift? Dieses Rätsel lässt sich lösen. Jetzt. Hier.
Wie die Diema-Lok in den Hafen kam
Eine Lok hat ja nun wirklich nichts mit einem soo kleinen Hafen zu tun, wie es der Hafen in Fedderwardersiel ist. Das ist jetz gewiss nicht despektierlich gemeint. Der Hafen IST klein, denn es passen nur so vier oder fünf Schiffe rein. Vier sind drin – und er ist voll. Am Kai gibt es auch keine Gleise, außer dem einen kurzen, auf dem die Diema-Lok steht. Keine Weiche, kein gar nix.
Von den Seehunden und Kegelrobben
Nun, gehen wir die Sache mal der Reihe nach an. Also im Hafen in Fedderwardersiel lag unser Fischkutter, die „Wega 2“, mit der wir die Fahrt zu den Sandbänken unternahmen. Wir drei – das Opili, das Omili und Enkeltochter Mariella – gingen an Bord und wir ließen uns die ganze Pracht des Nordseewatt und der Priele zeigen. Große Container-Feeder-Schiffe. Mächtig unförmige RoRo-Frachter. Knubbelige kleine Fischkutter. Und so manches anderes Gefährt, das unseren Weg kreuzte. Die Kapitänin wusste zu jedem was zu erzählen. Zu den Schiffen, zu den Pricken und den anderen Seefahrtzeichen links und rechts der Fahrbahn. Man konnte das Gefühl kriegen, dass hier jeder jeden Matrosen und jeden Kahn kennt.
Irgendwann geschah es dann. Ich bemerkte plötzlich, dass sich bei mir ein Sonnenbrand ankündigte (und kein kleiner…) und dass wir zeitgleich die Sandbänke erreichten, auf denen sich Hunderte der Seehunde rumlümmelten. Als unser Kutter „Wega 2“ sich näherte, kam Bewegung in die faule Bande. Wie von der Tarantel gestochen, schossen sie auf und düsten ins Meer. Nicht alle, aber fast. So viel Geschwindigkeit hätte ich den Burschen gar nicht zugetraut. Enkeltochter Mariella konnte mit ihrem Handy hinreichend Filmmaterial aufzeichnen, das demnächst in der Schule sicher viele „Aaaach“ und „Oooooh“ und „Wiiiiiiie niiiiiiiiiiedlich und süüüüüß!“ produzieren wird.
Auf der Rückfahrt fuhr die oberprofessionelle Kapitänin den Kahn mehrmals auf der Sandbank fest. Wir mussten dann jedes Mal warten, bis die Flut wieder ein paar Zentimeter Wasser unter den Schiffsrumpf gespült hatte, damit es weiterging. Wieder im Hafen in Fedderwardersiel angekommen, entdeckte ich plötzlich die Feldbahn-Lokomotive von Diema, die da in das ländlich friesisch-rustikale Ambiente eigentlich gar nicht reinpasste. So entstand das Titelbild. Viel mehr war vor Ort dann auch nicht zu erfahren, so dass ich dann – wieder in der FeWo angekommen – erst mal Frau Google befragen musste.
Der Herr Heinrich von Bloh
Schuld an der Feldbahnlok mit der Diema-Fabrik-Nr. 2589/1963 ist Heinrich von Bloh. Seinereiner betreibt ein Unternehmen, nämlich die „Tiefbau Heinrich von Bloh KG“ im Eichenweg 5 in Bad Zwischenahn-Petersfehn. Dort erblickte die Feldbahnlok „Nr. 7“ am 13.02.1963 das Leben und versah dort Rangierdienst. Sie wäre somit in 5 Tagen exakt 60,5 Jahre alt geworden. Sie ist eine Diema Lok vom Typ DS30, der Bauart B-dm für die Spurweite 600 mm. Bauart „B-dm“ bedeutet, dass sie zwei gemeinsam angetriebene Achsen in einem Rahmen besaß und mit Diesel-Treibstoff (das „d“ – im Gegensatz zu „b“ = Benzol) betrieben wurde und eine mechanische Kraftübertragung (das „m“ – im Gegensatz zu „e“ = elektrisch, „h“ = hydraulisch (hydrodynamisch) ) besaß.
Das Leben der Feldbahnlok mit der Diema „Nr. 7“ war ein recht langes. Sie stand bis 1987 im Einsatz, also für rund 24 Jahre. Danach verbrachte sie bis April 2004 viel Zeit im Zustand „abgestellt vorhanden, nicht im Einsatz“ auf dem Bauhof der „Tiefbau Heinrich von Bloh KG“. Die 17 Jahre wurden ihr gewiss langweilig. Als sie im Juni 2004 ins Siel-Museum nach Butjadingen-Fedderwardersiel verbracht und als Denkmal aufgestellt wurde, wird sie sich gut gefühlt haben. Endlich mal wieder eine Aufgabe! Und wenn es auch nur das „Glänzen“ bei den Touristen ist, so ist das allemal besser als als abgetakelte Fregatte auf dem Bauhof rumzustehen. Dort steht sie seit nunmehr 19 Jahren auf kurzem Gleis und das mit dem Glänzen kriegt sie ganz gut hin. Die Friesen in Fedderwardersiel haben sie kräftig aufgehübscht und herausgeputzt. Das ist der alten Lady ganz gut bekommen.
Die anderen Feldbahnloks der „Tiefbau Heinrich von Bloh KG“
Schwestern hatte sie auch, die Diema „Nr. 7“. Da ich beim Stöbern im Internet deren Aufzeichnungen des Lebenswegs fand, will ich diese hier kurz tabellarisch wiedergeben. Man weiß ja nicht. Vielleicht ist ja ein Feldbahn-Interessierter unter euch, den das interessiert.
Diema Fabrik-Nummer | Baujahr | Typ | Bauart | Spurweite | Lieferdatum | Betriebsnummer | Im Einsatz bis | Verbleib |
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1540 | 1952 | DS22 | B-dm | 600 mm | Mo.00.1953 | „5“ | 1978 | ab 2004 Sächsisches Eisenbahnmuseum SEM, Chemnitz-Hilbersdorf |
1594 | 1953 | DS22 | B-dm | 600 mm | Fr.00.1953 | „4“ | 1987 | ab 2004 Sächsisches Eisenbahnmuseum SEM, Chemnitz-Hilbersdorf |
1683 | 1954 | DS16 | B-dm | 600 mm | Di.00.1954 | „1“ | 1979 | ab 1979 Denkmal vor Tiefbau Heinrich von Bloh, Bad Zwischenahn |
2506 | 1962 | DS28 | B-dm | 600 mm | Mi.00.1962 | „6“ | 1987 | ab 2004 Torfwerk Brinkmann |
2589 | 1963 | DS30 | B-dm | 600 mm | Mi.00.1963 | „7“ | 1987 | Ab Juni 2004 Denkmal im Siel-Museum, Butjadingen-Fedderwardersiel |
Quelle: Mitschrift eines Besuchsberichts von Peter Ziegenfuß aus dem Jahr 2004 |
Es ist schön, zu sehen, dass die alle einen guten Platz gefunden haben und ihnen der Schneidbrenner erspart wurde. Ein Lob auf den Herrn Heinrich von Bloh. Ich finde die kleinen Feldbahnen ja äußerst schnuckelig und freue mich immer, wenn eine ein eigenständiges Detail einer H0- oder N-Spur-Modellbahnanlage geworden ist, wenn nicht sogar das Thema einer Modellbahnanlage.