Bahnhof Aschaffenburg Nilkheim: spannender Stellwerksbetrieb im Maßstab H0

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Im Dampflokmuseum Kranichstein gibt es ein kleines Räumchen, dem man gar nicht zutraut, Schätze zu bergen. Wer sich nen Schubs gibt und reinschaut, wird daher umso mehr überrascht von der Augenweide, die sich dort dem Modellbahner bietet. Das Faszinierende daran? Der Betrieb eines Stellwerks wird hautnah erlebbar vorgeführt. Teils im Maßstab H0 und teils im Original!

Die Weichenstraße im Bahnhof Aschaffenburg-Nilkheim schalten

Wenn man mit der Bahn fährt, achtet man eher nicht darauf. Die Weichen im Bahnhof sind eben immer richtig gestellt. Man fährt mit dem Zug drüber und kommt dort an, wo man ankommen möchte. Das gilt für den Lokführer, für den Fahrgast und für so manches Stück Ladegut. Doch damit das alles so passiert, muss im Stellwerk dafür gesorgt werden, dass die Weichen im Bahnhof und sofern vorhanden auch außerhalb, richtig gestellt werden. Klappt das nicht, schepperts und es gibt Ärger.

Das kleine Räumchen, von dem ich sprach, hat so etwas wie eine Lehrmodellbahnanlage im Maßstab H0 aufgebaut. Mehrere Bahnhöfe und ein- wie ausgehende Strecken von und nach im Fränkischen und Badischen (Neckarbischofsheim kam 1806 an das Großherzogtum Baden) bekannten Destinationen sind darauf zu finden. Nicht die großen Bahnhöfe, mehr die kleinen mit den langen Namen, manchmal auch Doppelnamen. Wer die Bahn öfter benutzt, wird sie kennen. Meist fährt man gedankenlos durch diese Bahnhöfe hindurch, denkt sich nicht viel dabei – ist ja nur so’n kleiner Bahnhof außerhalb. Doch für das Personal eines Stellwerks ist das eine feste Größe in ihrem Alltag. Jede Weiche muss gehorchen und will gestellt werden, ist der Bahnhof auch noch so winzig und klingt der Name noch so verwunschen.

Zwei Bahnhöfe sieht man auf der Anlage:

  1. Bahnhof Aschaffenburg-Nilkheim
    Nur ein Gleis findet sich am Bahnsteig. Gleis 2 ist ein Gütergleis, das mit dem dem Bahnhof zugewandten Gleisende an die Laderampe läuft. Das andere Ende ist ein kurzes Ziehgleis zum Rangieren der Güterwagen an die Laderampe. Zwei Weichen hat der Bahnhof: Weiche 2 zweigt vom Gleis 1 ab und führt zu Gleis 2. Weiche 3 bildet das Gegenstück zu Weiche 2 und führt zu Gleis 2 an der Laderampe. Weiche 1 zweigt wie im Vorbild von der Strecke „Aschaffenburg-Süd nach Aschaffenburg-Hafen“ zum Bahnhof Aschaffenburg-Nilkheim ab.

    Bahnhofsausfahrt zur rechten Richtung Großostheim
    Bahnhofsausfahrt zur linken Richtung Aschaffenburg-Süd

  2. Bahnhof Neckarbischofsheim
    Der Bahnhof hat ebenfalls nur ein Gleis am Bahnsteig. Dafür ist der Bereich für die Güterwagen etwas reichhaltiger bestückt. Ein Gleis 2 und ein Gleis 3 gibt es. Die Weichen 1 und 4 zweigen von Gleis 1 ab und führen zu Gleis 2. Zweigt man an Weiche 4 von Gleis 1 ab, passiert man eine Doppelte Kreuzungsweiche (Weiche 3ab / Weiche 3cd) und gelangt in Gleis 2 oder Gleis 3. Über Gleis 2 kann man über diese Doppelte Kreuzungsweiche auf das Stumpfgleis 2a an der Rampe der Ladestraße gelangen. Dort steht ein Traktor mit zwei Heuwagen. Auf Gleis 2 haben sich zwei Silberlinge breit gemacht, weswegen man zum Gleis 2a über Gleis 3 ziehen muss. Aber das geht jetzt bereits ins Rangieren. Unser Fokus ist ja das Stellwerk.

    Eine Gleissperre Gs1 zwischen Weiche 1 und Weiche 2 gab es auch noch.

    Bahnhofsausfahrt zur rechten Richtung Helmstadt
    Bahnhofsausfahrt zur linken Richtung Waibstadt

Foto-Strecke

Die nachfolgenden Fotos zeigen die beiden Bahnhöfe mit ihren Fahrwegelementen und Sicherungsanlagen. Per Klick lassen sich die Bilder vergößern.

Die Stellwerk-Schauanlage mit den Bahnhöfen Aschaffenburg-Nilkheim und Neckarbischofsheim in Gesamtansicht.

Die Stellwerk-Schauanlage mit den Bahnhöfen Aschaffenburg-Nilkheim und Neckarbischofsheim in Gesamtansicht.

Die Bahnhofsausfahrten und das Streckengleis in die Richtungen Waibstadt, Großostheim und Aschaffenburg-Hafen.

Die Bahnhofsausfahrten und das Streckengleis in die Richtungen Waibstadt, Großostheim und Aschaffenburg-Hafen.

Die Bahnstrecke Aschaffenburg–Höchst im Odenwald (Bachgaubahn)

Ja, an genau der liegt nämlich der Bahnhof Aschaffenburg-Nilkheim. Sie hat die Streckennummer 5222 der DB, nennt sich Kursbuchstrecke (DB) 556 und ist grade mal 30 km lang. Sie führt entlang der folgenden Bahnhöfe.

Die Bahnstrecke Aschaffenburg–Höchst (Odenwald) war eine Nebenbahn, die in den Bundesländern Bayern und Hessen verlief. Sie begann in Aschaffenburg und führte bis nach Höchst im Odenwald. Die Strecke verlief durch die malerische Landschaft des Bachgaus und erhielt daher auch den Namen Bachgaubahn.

Die Strecke hatte eine Länge von etwa 38 Kilometern und wurde im Jahr 1901 eröffnet. Ursprünglich war die Bahnstrecke als Verbindung zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und dem Odenwald konzipiert. Sie verband die Stadt Aschaffenburg, die damals zu Bayern gehörte, mit dem hessischen Höchst im Odenwald.

Die Bachgaubahn war ein wichtiger Verkehrsweg für den Transport von Personen und Gütern. Insbesondere für die Landwirtschaft und den Holzhandel in der Region spielte sie eine bedeutende Rolle. Aber auch für Pendler und Touristen war die Strecke von Bedeutung.

Im Laufe der Zeit wurde die Bedeutung der Bachgaubahn jedoch immer geringer. Der Straßenverkehr entwickelte sich und machte die Bahnstrecke zunehmend unrentabel. So wurde der Personenverkehr im Jahr 1960 und der Güterverkehr im Jahr 1982 eingestellt. In den 1990er Jahren wurde die Strecke stillgelegt und größtenteils abgebaut.

Heute erinnern nur noch wenige Spuren an die einstige Bachgaubahn. Einige ehemalige Bahnhofsgebäude wurden erhalten und dienen heute als Wohn- oder Geschäftsräume. Auch ein Abschnitt der Strecke wurde als Radweg umgestaltet und lädt zu einer gemütlichen Tour durch die idyllische Landschaft des Bachgaus ein.

  • Aschaffenburg Hbf
  • Km 0,00 Aschaffenburg Süd
  • Abzweig nach Miltenberg Hbf
  • Km 3,1 Nilkheimer Mainbrücke
  • Abzweig nach Aschaffenburg-Hafen (der Abzweig ist auf der Schauanlage zu sehen)
  • Km 3,83 Aschaffenburg-Nilkheim
  • Km 4,8 Anschlussstelle Linde
  • Km 8,60 Großostheim
  • Km 10,6 Pflaumheim Ort
  • Km 11,7 Pflaumheim-Wenigumstadt
  • Km 16,8 Mömlingen Ort
  • Km 17,9 Mömlingen
  • Dann kommt die Landesgrenze Bayern/Hessen
  • Km 21,1 Hainstadt (Kreis Erbach)
  • Km 24,56 Neustadt (Odenwald)
  • Km 26,6 Sandbach (Odenwald)
  • Km 29,0 Höchster Viadukt der Bundesstraße 45 von Hanau kommend
  • Km 29,76 Höchst (Odenwald)
  • Anschließend ginge es weiter nach Eberbach
Beiwagen 995 677-1 und zwei Kollegen, gezogen von der Baureihe 795, dem VT 95 "Uerdinger Schienenbus" auf der Nilkheimer Brücke über den Main. (Foto: Josef)

Beiwagen 995 677-1 und zwei Kollegen, gezogen von der Baureihe 795, dem VT 95 „Uerdinger Schienenbus“ auf der Nilkheimer Brücke über den Main. (Foto: Josef)

Die Bahnstrecke Meckesheim–Neckarelz

Hier ist der Bahnhof Neckarbischofsheim zuhause. Die Kraichgau- als auch als Odenwaldstrecke ist eine Strecke der Klasse D4 und führt die Streckennummer 4110 (Heidelberg-Altstadt nach Mosbach-Neckarelz) und ist die Kursbuchstrecke der DB 665.5 (bis 2009 war es die 707, bis 1953 die 321d). Die ist insgesamt 30,8 km lang, von denen noch 19,1 km in Betrieb sind. Der Streckenverlauf der Elsenztalbahn von Neckargemünd kommend ist der folgende.

Die Bahnstrecke in Baden, die als Schwarzbachtalbahn bekannt ist, verläuft entlang des Schwarzbachs, einem rechten Nebenfluss der Elsenz, und erstreckt sich entlang der Grenze zwischen dem Kleinen Odenwald und dem Kraichgau. Diese beiden Landschaften gehen nahtlos ineinander über, was dazu führt, dass die Bahnstrecke sowohl als Kraichgau- als auch als Odenwaldstrecke bezeichnet wird. Obwohl der Name „Schwarzbachtalbahn“ im Kursbuch der Deutschen Bahn nicht verwendet wird, hat er sich inzwischen als gebräuchlicher Name etabliert.

Der Abschnitt der Bahnstrecke zwischen Meckesheim und Aglasterhausen verläuft durchgehend im Tal und enthält daher keine größeren Kunstbauwerke. Im stillgelegten Abschnitt zwischen Aglasterhausen und Neckarelz waren jedoch die topografischen Verhältnisse deutlich schwieriger, weshalb dort insgesamt drei Tunnel gebaut wurden. Der Kalksbergtunnel erhielt seinen Namen nicht aufgrund eines „Kalksbergs“, sondern wegen der Erhebung, die er durchquert, die Karlsberg genannt wird.

Auf dem verbliebenen Streckenabschnitt gibt es nur zwei Brücken, die länger als zwanzig Meter sind. Eine Brücke überquert die Elsenz zwischen Meckesheim und Eschelbronn, während die andere Brücke zwischen Waibstadt und Neckarbischofsheim Nord die Bundesstraße 292 überbrückt. Das größte Brückenbauwerk der Strecke, die Neckarbrücke zwischen Obrigheim und Neckarelz, wurde im Jahr 1945 gesprengt.

Interessante Station ist die Rüstungsfabrik „Goldfisch“ in Finkenbach. Hierbei handelt es sich um einen verlagerten Betrieb des Flugmotorenwerks der Daimler Benz AG in Genshagen aus den Jahren 1944–1945 in einem Gipsstollen.

  • Km 19,800 Meckesheim
  • Abzweig der Elsenztalbahn nach Bad Friedrichshall
  • Querung der Bundesstraße 45
  • Lm 20,936 Brücke über die Elsenz
  • Km 22,485 Brücke über den Schwarzbach
  • Km 24,610 Brücke über den Epfenbach
  • Km 24,884 Eschelbronn
  • Km 26,737 Neidenstein
  • Km 30,060 Waibstadt
  • Km 31,4 Neckarbischofsheim
  • Km 31,919 Querung der Bundesstraße 292
  • Km 32,038 Neckarbischofsheim Nord
  • Abzweig der Krebsbachtalbahn nach Hüffenhardt
  • Km 32,986 Brücke über den Schwarzbach
  • Km 34,841 Helmstadt (Baden)
  • Anschluss Finkenhof/Rüstungsfabrik „Goldfisch“ (verlagerter Betrieb des Flugmotorenwerks der Daimler Benz AG in Genshagen) 1944–1945
  • Km 51,850 Mosbach-Neckarelz
  • Weiterführend: Neckartalbahn nach Heidelberg
Die beiden weichenträchtigen Bahnhofsbereiche im Detail.

Die beiden weichenträchtigen Bahnhofsbereiche im Detail.

Der Bahnhof Neckarbischofsheim

Der Bahnhof Neckarbischofsheim

Bedienung der Weichen

Die Bedienung aller Weichen & Konsorten erfolgt interessanterweise über Weichenhebel, wie man sie in Stellwerken der Bauart Jüdel vorfindet. Die mächtigen Hebel stehen im Raum, allerdings laufen keine Seile mehr vom Weichenhebel zu den Weichen. Genau genommen ist es bereits eine Mischform, denn unter und rund um die Modellbahnschauanlage findet man so manche kleine Stellhebel, Drehschalter und einzelne Drucktasten. an technischen Anlagen, wie man sie in Stellwerken der Bahn vorfindet bzw. vorfinden konnte. Das verströmt Stellwerksatmosphäre und man fühlt sich dort tatsächlich als Herrscher über die Weichen im Stellwerksbereich.

Erklärt wird auch, denn die Anlage ist nicht zum „Spielen“ oder nur zum „Gucken“. Ein Mitglied des Vereins zeigt, worum es in den Bahnhöfen geht und wie die Zäge auf die Weichen stellung reagieren und warum man wie schaltet. Die riesigen Weichenhebel werden umgelegt, und noch ehe die erklärenden Worte ertönen, macht es „Klick“ und die kleine Weiche auf der H0-Anlage im Bahnhof Aschaffenburg-Nilkheim ist umgesprungen.

Die Gleise 1, 2 und 3 des Bahnhofs Neckarbischofsheim.

Die Gleise 1, 2 und 3 des Bahnhofs Neckarbischofsheim.

Der linke Teil der Anlage mit den Bahnhofsausfahrten in Richtung Aschaffenburg-Süd und Helmstadt.

Der linke Teil der Anlage mit den Bahnhofsausfahrten in Richtung Aschaffenburg-Süd und Helmstadt.

Signale

Ja, die Bahnhöfe auf der Schauanlage sind auch vorschriftsmäßig mit Ein- und Ausfahrsignalen ausgestattet. Und natürlich werden diese ebenfalls vorbildgetreu geschaltet. Das vorführende Vereinsmitglied erläutert dazu alles Wissenswerte zum Thema Signal von Signalabhängigkeit bis Gleisfreimeldung und Streckenblock. Mit den Signalen hab ichs nicht so, deswegen habe ich nicht ganz so viele Details aufgesogen. Dennoch fand ich die Vorführung als lehrreich und erhellend. Man konnte dazu auch sehen, was denn so in Bahnhof und auf Strecke passiert, wenn geschaltet wird.

Schnuckelige kurze Züge

Üblicherweise fahren auf Modellbahnanlagen meist lange Züge mit 10, 15, 20 und mehr Güterwagen an der Lok. Hier zu Demozwecken hatte man kurze Züge mit ein bis drei Güterwägen im Einsatz. Das Verschuben übernahmen eine Märklin BR 212 Dieselrangierlok und eine Märklin BR 86 Dampflok. Gepflegt, gemütlich und dienstbeflissen nahmen sie sich der Aufgaben an.

Mein Fazit

Wer auf seiner Modellbahnanlage originalgetreuen Fahrbetrieb nachbilden möchte, dem tut der Besuch im Dampflokmuseum Kranichstein gut. Die kleine Modellbahnanlage in Verbindung mit den detaillierten Erläuterungen geben einen guten Einstieg zum Thema und sind nicht so trocken wie manche Fachliteratur, bereiten deren Lektüre jedoch gut vor.

Dennoch war ich froh, als ich wieder rausging und mich direkt der Modellbahnanlage des Centralbahnhofs Darmstadt zuwenden konnte. Das Erlebnis des historischen Bahnhofs mit all seinen reichen Details war mir dann nach der fachlichen Abhandlung eine willkommene Abwechslung.

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Modellbahner, Spielbahner, Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler, und so einiges mehr. Hier auf Nietenzähler.de posaunt er seine gute Laune und seine Freude mit der Modellbahn in all ihren Schattierungen in die digitale Welt hinaus.

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