„An Ostern hat das Museum in Kranichstein geöffnet!“ – so hörte ich mein Weib abends trällern. „Da müssen wir Montag mit Enkel Tino hin, das wird ihm gefallen!“. Damit war die Planung an Ostern im Kasten und für reichlich gute Laune war gesorgt. Bei Tino ob der Museumstour, bei meinem Weib ob des wohl gelaunten Tinos und bei mir gleich dreimal. Nun denn.
Der Donnerbüchsenzug im Dampflokmuseum Darmstadt-Kranichstein
Herrlichster Sonnenschein empfing uns schon beim Losfahren in Mainz. Die Sonne begleitete uns auf der ganzen Fahrt und wir kamen in allerbester Laune in Kranichstein an. Andächtig betraten wir das Museumsgelände und wir erfuhren schnell, dass in wenigen Minuten ein Zug fahren würde. Mit einer Dampflok bespannt. An Gleis 12/13 oder so.
Ach ja: alle Fotos kann man durch Anklicken vergrößern.
Na, wir fragten uns durch und hechteten gleich mal an besagtes Gleis. Es lag neben der Wagenhalle und zwei uniformierte DB-Schaffner standen an der Schranke und verkauften Fahrkarten. Wir lösten drei Tickets und reihten uns ein.
Der Zug stand schon auf dem Gleis, nur die Lok fehlte noch. Da hinten schnaubte es und zischte. Und mit in eine Dampfwolke eingehüllt zeigte sich eine Baureihe 23. Sie setzte sich vor den Donnerbüchsenzug und wir setzten uns in Bewegung, den Zug schleunigst zu betreten. Schließlich wollten wir ja dabei sein, wenn es losging…
Endlich hob sich die Schranke und man durfte den Zug betreten. Das Flair der Sechziger Jahre umfing uns sofort. Die Sitzbänke lachten uns in sattem Schokobraun an. An den Wänden der Donnerbüchsen prangten Uralt-Reklame-Schilder. Die Fenster wurden von Lederriemen gehalten. Über die Plattformen ging es von Wagen zu Wagen. Wir nahmen Platz.
Der Star auf Schienen: die Baureihe 23 042 in Darmstadt-Kranichstein
Der Zug der Donnerbüchsen wurde von einer Baureihe 23 042 gezogen. Feinstens herausgeputzt zeigt sich das stolze Dampfross und genoss die bewundernden Blicke der Gäste.
Alte Reklame und alte Lokomotiven: beide auf Hochglanz poliert
In den Donnerbüchsen prangten an blankgeputzten Wänden alte Reklameschilder. Die Produkte? Sind untergegangen. Die Reklame-Schilder? Die haben sich ihre Ausstrahlung bewahrt.
Zugdurchfahrten entlang des Museums
„Auf die Hauptstrecke dürfen wir heute nicht.“, so antwortete der Schaffner auf unsere Frage, wohin die Reise gehen wird. „So etwa zwanzig Minuten entlang des Museums.“ Wir stellten uns darauf ein und genossen die Aussicht bei strahlendem Sonnenschein. Lautstark verkündete die Baureihe 23 042 die Abfahrt. Zuerst ging es rückwärts bis ans Ende des Museumsbereichs.
Alle Gleise liefen schließlich in einem Ziehgleis zusammen. Auf dem Weg dahin passierten wir endlose Kolonen von Lokomotiven und Waggons. Während anfangs die Wagen – darunter hervorragend restaurierte Exemplare – in der ziemlich wetterfesten Wagenhalle standen, fand man den Rest des Fuhrparks mehr und mehr unter freiem Himmel vor.
Die Witterung hatte den Wagen zugesetzt – und das nicht wenig. Abgeblätterte Farbe und Rost hinterließen etwas Schwermut in meinem Herz. Eingeschlagene Scheiben deuten auf Aktivitäten von übermütigen Halbstarken hin. Leider führt solcher Vandalismus nicht zur Verbesserung des Zustandes der Wagen.
Dennoch umfasste mich etwas Wehmut und ich hing Erinnerungen nach, als ich Lokomotiven und Waggons aus alter Zeit an mir vorüberziehen sah. Ja, es war schon eine kleine Zeitreise auf Schienen.
Schlussendlich stoppte der Zug. Die 23er wechselte die Fahrtrichtung und dampfte los. Wieder ging es vorbei an all den Fahrzeugen aus vergangenen Tagen. In Gedanken wünschte ich dem Verein einen ordentlichen Sponsor. Eine ordentliche Halle brauchte es hier. So ähnlich wie in Mulhouse die Cité de train. Dort ist alles im Trockenen, wie es sein soll.
Eine imposante Zahl an Museumsfahrzeugen
Der Unterhalt der Fahrzeuge dürfte eine größere Summe jährlich verschlingen. Da muten die aufgestellten Spendenboxen etwas unterdimensioniert an. Es dürfte klar sein, dass die Gelder für den Erhalt von den Mitgliedern und von Sponsoren stammen müssen. Die 5- und 10-Euronoten und das Kleingeld in den Spendenboxen sind mehr als Sympathiebekundung zu werten. Dennoch: man honoriert damit zu recht die Arbeit der Vereinsmitglieder.
Die Krabbelkiste und die Rostjäger
Wenn man zu Fuß und per Donnerbüchsenzug das Museum durchmisst, stößt man auf allerlei Fundstücke. Ein Eindruck bleibt haften: die Mitglieder des Museumsvereins leisten ganze Arbeit bei der Erhaltung der Fahrzeuge. Das ist zudem bei der großen Zahl der Fahrzeuge kein kleines Unterfangen.
Führung und Modellbahnanlagen
Der Bereich der Drehscheibe und des Ringlokschuppens beherbergt die edelsten Teile der Sammlung an Schienenfahrzeugen. Der Bereich ist nicht frei zugänglich, doch alle 30 Minuten lädt eine Führung zum Kennenlernen der Exponate ein.
Im Vereinshaus findet man unschwer zwei Modellbahnanlagen, welche jede für sich außerordentlich reizvoll sind: „Der Hauptbahnhof von Darmstadt am 01.08.1846“ und eine Modellbahn, die mittels eines original mechanischen Stellwerks geschaltet wird.
Ja, davon werde ich in Kürze berichten, für heute ist es genug. Das bisle Spoilern soll eure Neugier wecken. Sie wird reich belohnt werden.
Stay tuned!
Sturmi