Der Honischer hat damit angefangen. Ich von mir aus hätte das grüne Glaskastl gar nie nicht aus dem Schrank herausgekramt. Er hat natürlich recht, der Glaskasten in bayrischem Grün toppt mühelos die simpel schwarze Reichsbahn-BR 98. Wenn ich sie erblicke, versinke ich in Gedanken. Jetzt mache ich das aber nicht, sondern wir schauen uns an, was ich rund um den Spalter Bockl so ausgegraben habe.
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Das Spalter Bockl lockt in die Vergangenheit
Als ich den Kommentar vom Honischer letzte Woche las, konnte ich zunächst mit dem Begriff „Spalter Bockl“ nichts anfangen. Das ist aber ein sehr lösbares Problem, denn wir haben ja die Frau Google. Die weiß alles – zumindest weiß sie alles besser, denn sie ist ja eine Frau. Und so habe ich es auch gehalten und bin auf „Recherche“ gegangen.
Es ist immer spannend, denn man findet zu solchen Gelegenheiten gar viel, das einem ansonsten nie zu Gesicht gekommen wäre, das man aber weder missen noch seinen Freunden vorenthalten möchte. So erginge es mir auch damals, als ich mich über die Elsavatal-Bahn schlau machte.
So fand ich heraus, dass der Spalter Bockl nicht die Lokomotive (den Glaskasten) bezeichnet, sondern für eine Vizinalbahn – mithin Nebenstrecke – in der Region Nürnberg steht. Von Georgensgmünd nach Spalt führte diese Nebenbahn und war ganze 6.900 Meter lang. Für damalige Verhältnisse schon ein Stück Weg, für uns heute eher ein Katzensprung. Mit den Vizinalbahnen wollte der Staat damals weitere Orte an das Streckennetz anbinden und damit die regionale Wirtschaft stärken und der Bevölkerung außerhalb der Zentren „Mobilität“ bieten, wie man es heute ausdrücken würde.
Fast schon eine Tagesreise
Zwei Stunden und zehn Minuten dauerte die Fahrt auf dem Spalter Bockl von Spalt über Georgensgmünd nach Nürnberg in einem der Lokal-Züge 2. u. 3. Klasse. Immerhin gegenüber den damals (Fahrplan von 1873) üblichen Reisezeiten zu Pferd oder per pedes ein deutlicher Zugewinn, zumal an Komfort.
Billig war der Spalter Bockl nicht gerade. Die Bahnlinie zu bauen sollte 410.000 Gulden kosten. Einen Batzen davon sollte die Stadt Spalt tragen, nämlich 80.000 Gulden. Die Eisenbahnbausektion Nürnberg genehmigte schließlich den Bau des Spalter Bockl. Die Bauherren suchten nach Möglichkeiten, Kosten einzusparen. So wurden dann für den Bau der Fundamente der Hochbauten der Bahnanlagen Steine der abgebrochenen Spalter Stadtmauer genutzt. Baubeginn war Herbst 1871. Der erste Zug lief in Spalt am 18.September 1872 ein. Das Spalter Bockl war die zweite Vizinalbahn der Bayerischen Staatseisenbahnen.
Streckenverlauf des Spalter Bockl
Von Nürnberg Hbf kommend erreichte ein Zug zunächst den Bahnhof Georgensgmünd (Streckenkilometer 0,0). Von dort gelangte man bei Streckenkilometer 3,6 an den Bahnhof Hügelmühle (1897–1924), bei Streckenkilometer 4,3 an den Bahnhof Großweingarten (ab 1924), bei Streckenkilometer 5,3 an den Bahnhof Wasserzell bei Spalt (1892–1922) und schließlich bei Streckenkilometer 6,9 an den Bahnhof der Stadt Spalt.
Das Spalter Bockl in Unikornischen Landen …
… ist schwierig! Das liegt zum einen daran, dass ich keine der historischen Gebäude im Vorrat habe, das Original-Bild nachzustellen. Das liegt auch daran, dass ich nicht die originalen Bayerischen Lokalbahnwagen vom Typ BCL bay 05 im Fahrzeugpool habe. Aber den Glaskasten, den habe ich. Und den habe ich mal auf die Gleise gestellt und ein wenig Spalter-Bockl-Feeling getankt.
Auf den nachfolgenden Fotos sieht man folgende Player:
- Trix 23519 Bierwagen der Stadtbrauerei Spalt, Wagennummer 85642
- Trix 3735 3-achs. bayrischer Abteilwagen 1./2. Kl., Wagennummer 1213
- Trix 3736 3-achs. bayrischer Abteilwagen 3. Kl., Wagennummer 8792
- Roco 43256 Dampflok „Glaskasten“ Nr. 4510 der K.Bay.Sts.B
- Trix 31318 Zugset Dampflok Glaskasten T2 6081 der K.P.E.V.
Links im Internet
Wer alle Informationen im Detail nachlesen mag: für den habe ich hier meine Fundstellen zusammengetragen.
- Webseite des Heimatverein Spalter Land
Hier finden sich einige sehr schöne, historische Fotos. Unter anderem ein Glaskasten neben einer E03 und historische Frachtpapiere aus Kaisers Zeiten. - Das Museum Hopfenbiergut im Kornhaus Spalt
Viele Fotos und Details „rund um Bau, Betrieb und Stilllegung der Bahnstrecke zwischen Georgensgmünd & Spalt“. - Webseite des Spalter Bockl von Fred Hofmann
Eine Auflistung der Lokomotiven, Wagen etc. und vieler historischer Details. - Webseite Gleistreff.de
Fotos des Objekt (aktuell) und von einer Modellnachbildung im Maßstab H0 / 1:87
Videos zum Spalter Bockl
Tatsächlich ist mir auf der Suche nach Videos eine Kuriosität ins Netz gegangen. Das Video titelt mit „Letzte Fahrt des ‚Spalter Bockl‘ mit 86 457 am 03. Mai 1995“. Es zeigt eine Lokomotive der Baureihe 86, die wohl als eine der letzten Loks auf dem Spalter Bockl gefahren ist.
1 Kommentar
Jaa ……
Man lernt nieee aus ……………………
Selbst ich wissen, das ich nicht’s wissen ……………………..