… steht in Darmstadt-Kranichstein. Und vermutlich hätte niemand von uns von alleine den dunklen Raum betreten, hätte der Führer nicht die Geschichte dazu erzählt. Ich und viele andere auch fanden das sehr spannend und betraten den Raum, der kaum 16 m² misst. Und es tat sich eine neue Welt auf.
Die Schlosserei im Betriebswerk
Man muss dazu wissen, dass eine Schlosserei aus einer Zeit stammt, da die in Betrieb befindlichen Dampflokomotiven überholt und repariert werden mussten. Die Betonung liegt dabei auf „mussten“. Es gab da wenig Möglichkeiten, ein Fahrzeug „zum Hersteller“ einzusenden. Die Lösung für ein technisches Problem musste in der Werkstatt gefunden werden. Und Google war noch nicht erfunden!
Die Bauteile der Lokomotiven waren auch eher grobmechanische Brocken. Und wenn man ein Ersatzteil brauchte, konnte man das nicht so einfach im Teilehandel im Shop bestellen. Es wurde gefertigt. In der Werkstatt. Und eben dort stand die Schlosserei. Und die Schmiede, die wir in einem der vergangenen Artikel schon mal gesehen haben.
Was damals gängige Praxis war, wird heute noch im Dampflokmuseum Darmstadt-Kranichstein gelebt. Die Schlosserei ist nicht mehr in Betrieb, sie ist Schaustück. Doch in der Schmiede werden beispielsweise die Stehbolzen für den Kessel einer Dampflokomotive hergestellt, wenn diese überholt wird. Das können dann aber schon mal 1.000 Stück und mehr sein. Doch das ist keine Last, sondern eher eine Freude der Kranichsteiner, denn viele Lokmuseen in Deutschland wären froh, sie „könnten“, wenn ein Teil fehlt, dieses herstellen. Hier in Kranichstein kann man und viele befreundete Museen und Vereine kommen auf die Kranichsteiner zu und fragen die Herstellung von Ersatzteilen an. Denn viele haben eben keine Schlosserei, keine Schmiede, keine…
Damit gewinnt der dunkle Raum deutlich an Strahlkraft. Eine Lokomotive ist eben kein wartungsfreies Gerät. Ganz im Gegenteil. Wenn unsereins bei einem Fahrtag die frisch gewienerte Dampflok vor einem Zug Donnerbüchsen schnaufen sieht, dann ist uns eher nicht bewusst, wie viel Schweiß das die Vereinsmitglieder in den Wochen zuvor gekostet hat. Nicht für das Wienern, sondern für die Instandhaltungsarbeiten, die eben anfallen und schnell mal mehrere Wochenenden für ganze Teams einnehmen. An der Stelle mal ein Danke an die Kranichsteiner Schrauber und Hämmerer, denn das Ergebnis ihrer Arbeiten trug sehr zur Freude der Personen in der Besuchergruppe bei, mit der ich den Lokschuppen durchschritt.
Die Fotos versuchen, die Stimmung im Raum der Schlosserei einzufangen. Metall, Öl, verschiedenste Stoffe und Flüssigkeiten in Kisten, Kästen, Kannen, Flaschen, Fässern und so fort. Uralte Hinweisschilder aus Kaiserszeiten und danach. Arbeitsanweisungen und Beamtendeutsch und schlimmer. Hinweise auf (scheinbare) Banalitäten, auf Dinge, die es oft heute nicht mehr gibt. Und jede Berufsgenossenschaft würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, würde sie den Raum betreten – für Respekt und Andacht wäre da gewiss kein Platz.
Wir aber, die wir den Duft von Öl in uns aufgesogen und die magische Welt von Metall und Öl erkundet haben, waren auffällig ruhig und bestaunten die Tausende von Details, die sich unseren Augen darboten. Es wurde nicht gesprochen. Und auch die Kinder, die auf dem Arm von Papa durchgeführt wurden, waren stiller als draußen in der Halle des Lokschuppens. Wer weiß, vielleicht wächst da ja jemand heran, der dereinst dem Verein beitritt, um in der gerade kennengelernten Welt Hand anzulegen und mit zu tun.
Euch jedenfalls viel Spaß beim Betrachten der Fotos. (Alle können zum Vergrößern angeklickt werden)