Schlote für die Unikornische Industrie

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Schlote müssen rauchen! Damit es läuft! Kein Industriebetrieb ohne hoch aufragende Kamine, denn die Maschinen in den Werkhallen müssen sich drehen, müssen Halbzeuge und Waren herstellen, auf dass die endlosen Kolonnen von Güterwägen sie rund um den Erdball transportieren mögen. Oder zumindest rund um den Tisch!

Wie viel Schlot darfs denn sein?

Die Industrie auf Modellbahnanlagen war jahrelang verkümmert. Jedenfalls in den 60er, 70er, 80er Jahren des letzten Jahrhunderts. Maßstäblich viel zu kleine Gebäude auf großen Modell Bahnanlagen wurden hergenommen, Industriebetriebe darzustellen. Andererseits, wenn das Industriegleis, das diese Betriebe bedient in Spurgröße H0 nur 36cm lang ist, und dort nur drei Güterwägen stehen, dann muss das Gebäude auch nicht maßstäblich sein. Modellbahner gaben sich damit zufrieden, doch das änderte sich irgendwann schlagartig.

Die großen Fabrikanlagen wie die Fabrikanlage Hirschen Brauerei von Faller oder die Faller 231707 Fabrikanlage mit Hauptgebäude, Fabrikhalle, Kesselhaus, umgeben von einer Fabrikmauer mit Werktoren und nicht zuletzt die Brauerei Feldschlösschen von Kibri machten deutlich, dass da ein Bedarf war. Und ja, wir Modellbahner nahmen das Angebot gerne an.

Ich für meinen Teil bin nicht der größte Brauereifan. Die Schwerindustrie ist da mehr mein Ding. Trix hat in Sachen Eisen und Stahl ja auch einiges angeboten. Meine ersten Bauten für die Industrie entstanden Anfang der 80er und basierten auf den damaligen Bausätzen, die ich farblich nachbehandelte.

Kürzlich kam das Thema Industrie bei mir wieder auf, als ich von Peter viele Gebäude der Anlage seines Vaters erhielt. Da war auch ein sehr großes Fabrikgebäude dabei. Dieses identifizierte ich als eine Sammlung von Kibri-Gebäuden, die zu einem großen Gebäude verbunden wurden. Mit dabei: zwei Kamine, die wohl mit zu dem Industriebetrieb gehörten.

Hoch ragen sie auf, die beiden Ungetüme. Cirka 30cm haben sie und machen sich prächtig.

Hoch ragen sie auf, die beiden Ungetüme. Cirka 30cm haben sie und machen sich prächtig.

Die Kamine waren nicht mit Sockel ausgestattet, der eine hatte noch Reste davon am Fuß, die man jedoch wieder restaurieren musste, wollte man den Kamin wieder auf einer Anlage in Betrieb nehmen. Ich nahm mir vor, die beiden wieder einsatztauglich zu machen.

Stabiler Stand für einen beweglichen Einsatz

Auf meiner Modellbahnanlage wird öfter mal was umgestellt. Mal kommt ein Gebäude weiter nach hinten, mal kommt eine weitere Werkhalle hinzu. Da müssen auch Schlote flexibel verpflanzt werden können. Das widerspricht der Gewohnheit, alles an Gebäuden fest auf der Anlagenplatte zu verkleben. Dafür hat man die Freiheit, öfter mal in einem „neuen“ Industrieareal zu rangieren.

Wenn so ein hoch aufragender Schlot verpflanzt werden soll, muss er stabil stehen. Das ist in diesem Fall nur möglich, wenn der Fuß des Schlots entsprechen schwer und breit gesockelt ist.

Ein niedriger Schwerpunkt

Für einen niedrigen Schwerpunkt statte ich die beiden Schlote mit Unterlegscheiben aus, welche als Fundament dienen sollen. Sie werden bei dem einen Schlot von den Resten des Fundaments umschlossen, das dem Bausatz wohl beilag. Der Sockel muss wieder komplettiert werden. Der andere Schlot wird ein völlig neues Fundament erhalten müssen.


Montage der Sockel

Die Unterlegscheiben verklebe ich mit PONAL. Der hält so ziemlich jeden Werkstoff erdbebensicher zusammen. Nach einer Stunde Aushärten kann man an den nächsten Schritt gehen.

Hier die beiden Schlote im Urzustand. Ich nehme an, sie stammen von Kibri.

Hier die beiden Schlote im Urzustand. Ich nehme an, sie stammen von Kibri.

Jeweils vier Unterlegscheiben geben genügend Gewicht im Fuß.

Jeweils vier Unterlegscheiben geben genügend Gewicht im Fuß.


Das Fundament der Schlote

… muss neu errichtet werden. Ich nehme mir den „angefressenen“ Sockel des einen Schlots zum Vorbild. Mit „Plastiksheet“ ergänze ich fehlende Elemente und forme für den anderen Schlot ein analoges Fundament. Jede Seitenwand des achteckigen Fundaments schneide ich aus dem 0,5mm dicken Plasticsheet heraus. Die Maße trage ich von dem halb intakten Fundament ab und schneide die Stücke aus. Auf der achteckigen Basis, die ich ebenfalls von dem halb intakten Sockel abgetragen habe, klebe ich alle Fragmente auf.

Diese achteckige Abdeckplatte habe ich für den völlig fundamentlosen Schlot geschnitten. Die achteckige Aussparung in der Mitte schneide ich mit dem Bastelmesser. Erst sehr klein, dann solange größer werdend, bis es passt.

Diese achteckige Abdeckplatte habe ich für den völlig fundamentlosen Schlot geschnitten. Die achteckige Aussparung in der Mitte schneide ich mit dem Bastelmesser. Erst sehr klein, dann solange größer werdend, bis es passt.

Hier passt die Abdeckplatte bereits perfekt um den Schlot herum.

Hier passt die Abdeckplatte bereits perfekt um den Schlot herum.

Der angefressene Schlot wird ergänzt. Zuerst erhält er eine Basisplatte.

Der angefressene Schlot wird ergänzt. Zuerst erhält er eine Basisplatte.

Die Abdeckplatte (die hier noch nicht weit genug ausgeschnitten ist) füge ich von oben auf die neu geschaffene Fundamentschachtel auf. Das exakte Ausschneiden der Aussparung durch wiederholtes Vegrößern der Öffnung, Ausprobieren der Passgenauigkeit ist echte Arbeit.

Die Abdeckplatte (die hier noch nicht weit genug ausgeschnitten ist) füge ich von oben auf die neu geschaffene Fundamentschachtel auf. Das exakte Ausschneiden der Aussparung durch wiederholtes Vegrößern der Öffnung, Ausprobieren der Passgenauigkeit ist echte Arbeit.

Die Fundamentschachtel bekommt reichlich PONAL, damit der Schlot nicht ausbüchst.

Die Fundamentschachtel bekommt reichlich PONAL, damit der Schlot nicht ausbüchst.

Die Öffnungen im Fundament werden mit kleinen Stücken Plasticsheet geschlossen.

Die Öffnungen im Fundament werden mit kleinen Stücken Plasticsheet geschlossen.


Gestaltung des Äußeren

Auch Schlote wollen hübsch sein. Und das sollen sie auch. Meine Vorstellung ist ein grauer Fundamentsockel und ein ziegelroter Schlot oben drauf. Ein wenig schmutzig soll es sein, denn Industrie ist nie sauber.

Das Fundament

Das Fundament bekommt erst mal eine rauhe Oberfläche. Dazu trage ich mit Wasser verdünnte Strukturpaste auf den Sockel auf, lasse diese trocknen und aushärten. Die Strukturpaste schließt auch kleinere Schlitze, die sich durch Passungenauigkeiten der Plasticsheetsegmente ergeben haben.

Bemalen des Schlots

Beide Schlote hatten eine unterschiedliche Farbe im Plastik. Das verschwindet nun, denn ich grundiere beide mit Revell Aquacolor Ziegelrot. Nach dem Trocknen der Farbe trage ich einen Games Color Black Wash auf. Der setzt Schwarz in die Mauerwerkfugen, was später die Ziegelsteine betonen wird.

Nach dem Trocknen des Washs trockenbürste ich zuerst mit Ziegelrot, dann mit Revell Aquacolor 36185 Braun. Die Ziegelsteine werden dadurch aufgehellt und kehren wieder zu ihrer eigentlichen Farbe zurück. Die Fugen kontrastieren hier bereits schwarz.

Die Spitze des Schlots trockenbürste ich mit Schwarz, was abdunkelt und den abgelagerten Ruß sehr gut darstellt.

Bemalen der Fundamente

Die Sockel grundiere ich mit Revell Aquacolor Mittelgrau. Nach dem Trocknen ziehe ich einen Color Black Wash drüber. Dann trockenbürste ich zuerst kräftiger mit Revell Aquacolor Blaugrau um überschüssiges Schwarz zu entfernen. Dann mit Mittelgrau, um erhabene Stelle zu betonen, dann mit Weiß um die Kanten (senkrechte und horizontale) zu betonen.

Nach dem Auftrag der Strukturpaste. Das Fundament ist nun nicht mehr so glatt an der Oberfläche.

Nach dem Auftrag der Strukturpaste. Das Fundament ist nun nicht mehr so glatt an der Oberfläche.

Der Black Wash ist aufgetragen.

Der Black Wash ist aufgetragen.

Die Schlote sind "Ziegelrot" grundiert.

Die Schlote sind „Ziegelrot“ grundiert.

Das Fundament ist grundiert.

Das Fundament ist grundiert.

Die beiden fertigen Schlote vor dem Fabrikgebäude von Kibri.

Die beiden fertigen Schlote vor dem Fabrikgebäude von Kibri.

Über den Autor

Sturmi ist passionierter Modellbahner, Spielbahner, Dioramen- und Modellbauer und Table-Top-Spieler, und so einiges mehr. Hier auf Nietenzähler.de posaunt er seine gute Laune und seine Freude mit der Modellbahn in all ihren Schattierungen in die digitale Welt hinaus.

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