„Neu“ erfreut unser Herz in Sekunden. Und in Sekunden ist das letzte „Neu“ schon wieder fast vergessen – eben nicht mehr „Neu“, sondern bereits zum „Kürzlich“ degradiert. So erleben wir es mit unseren Hauls in der Bucht. Im Dezember noch hat uns die Baureihe 01 erfreut, die wir als Schnapp für wenig Tacken geschossen haben. Doch die Baureihe 55 im Januar läuft ihr unweigerlich den Rang ab und die Schnellzuglok versinkt im Strudel des Vergessens. Doch Vergänglichkeit erfasst uns manchmal auch mit Trauer.
Sterbliche Überreste
Tobi gibt uns mit seinem Foto da oben einen Blick auf den Platz vor der Lokhalle des Bahnhofs Schöllkrippen. Dort breiten sich die Füße einer ehemaligen Dampflokomotive aus, die früher auf der Kahlgrundbahn mit Fleiß und Arbeitseifer ihren Dienst versah. Das, was man hier sieht, ist das, was von ihr übrig blieb. Alles andere ist bereits gewandert. Gewandert in Richtung Hochofen, der ihre Gliedmaßen verflüssigen wird, auf dass sie zu Schienen, Coils oder anderem werden mögen.
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mich überfällt beim Anblick solcher Fragmente des Seins schnell auch Trauer. Denn das, was da mal war, lag mir sehr am Herzen. Das Zischen und Schnauben der gewesenen Lokomotive kommt nie wieder. Nie mehr. Und doch hören wir es noch in unseren Gedanken, als wäre es gestern gewesen.
Oft verfalle ich beim Anblick solcherlei vergänglicher Überbleibsel für längere Zeit ins Sinnieren. Und oft nimmt eine Quintessenz mehr und mehr Gestalt an: „Carpe Diem!“. Genieße den Tag, das was da ist – im Hier und Jetzt. Wer weiß, wie lange es noch sein wird.
Der D-Kuppler hinter den Treibachsen, das ist das, was wir uns genussvoll ansehen sollten. Denn diese Lok kann vor unseren Augen paradieren. Kann uns das Gefühl von lebendigem Stahl geben. Also raus aus der Melancholie und hinein in ein Bad in Euphorie.
Ich wünsche euch ein sehr, sehr eisenbahniges Wochenende!
Sturmi